CGM Sensor ohne Diabetes – ein Erfahrungsbericht
CGM-Geräte messen mit einem kleinen Sensor rund um die Uhr den Blutzucker im Gewebe. Was ursprünglich für Diabetiker entwickelt wurde, wird seit ein paar Jahren immer mehr von gesundheitsbewussten Menschen ohne Diabetes genutzt, die damit die Wirkung von Sport und Ernährung auf ihren Glukosespiegel testen wollen. Für die Dauer von 15 Tagen habe auch ich einen CGM-Sensor getragen und werde dir in diesem Beitrag von meinen Erfahrungen und den Vor- und Nachteilen eines solchen Gerätes berichten.
Inhalt: (aufklappen)
- Warum ein CGM-Sensor sinnvoll sein kann
- Über CGM-Geräte
- Woher bekomme ich einen CGM-Sensor?
- Hello Inside Rabattcode
- 15 Tage Glukosemessung in Echtzeit
- Der CGM-Sensor im Alltag
- Stress wirkt sich auf den Blutzucker aus
- Veränderungen im Tagesverlauf
- Die Hacks aus dem Glukose Trick
- Überraschungen
- Was gut funktioniert hat
- Neue Studie: CGM-Geräte überschätzen
- CGM Sensor ohne Diabetes: Sinnvoll oder nicht?
Warum ein CGM-Sensor sinnvoll sein kann
Das Thema Blutzuckerkontrolle ist nicht neu für mich. In meiner Familie haben mehrere Menschen im Lauf ihres Lebens Typ-2-Diabetes entwickelt und in meiner Schwangerschaft stand die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes im Raum, so dass ich für das Thema schon länger sehr sensibilisiert bin.
Durch die Lektüre des Buches „Der Glukose Trick“ von Jesse Inchauspé erfuhr ich zum ersten Mal, dass auch Menschen ohne Diabetes zeitweise einen CGM-Sensor tragen, um in dieser Zeit zu erforschen, wie sie auf bestimmte Nahrungsmittel und Bewegung reagieren, damit sie ihre Glukosekurve möglichst flach halten. Auch die beiden Longevity-Expertinnen Dr. Kati Ernst und Kristine Zeller berichten in ihrem Podcast und ihrem Buch Lifestyle of Longevity, dass sie regelmäßig zweimal im Jahr ihren Blutzuckerspiegel mit einem CGM-Gerät tracken.
Der auf Präventionsmedizin und Langlebigkeit spezialisierte Arzt Dr. Peter Attia empfiehlt seinen Patientinnen sogar dauerhaft ein CGM-Gerät zu tragen, weil er einen konstanten Blutzuckerspiegel als immens wichtig zur Prävention von vielen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen erachtet. Wenn du mehr dazu lesen willst, empfehle ich dir sein Buch „Outlive: Wie wir länger und besser leben können“.
Da wir uns hier auf dem Blog auf eine gesunde, blutzuckerfreundliche Ernährung spezialisiert haben und einen Schwerpunkt auf dem Thema Hafertage haben, musste ich so ein Gerät einfach mal selbst ausprobieren. Die 15 Tage, in denen ich den Sensor im Oberarm hatte, waren eine ganz schön aufregende Zeit. Damit du, falls du dich auch für ein solches Gerät entscheiden solltest, von dem Gerät bestmöglich profitierst, habe ich diesen Erfahrungsbericht geschrieben.
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Über CGM-Geräte
CGM steht für Continuos Glucose Monitoring und damit meint man ein etwa 5-Cent-Stück großes Gerät, das einen kleinen Sensor (Filament) im Oberarm platziert, der rund um die Uhr Glukosewerte übermittelt. Diese werden dann entweder über eine Smartphone-App oder ein spezielles Lesegerät angezeigt. Früher habe ich immer gedacht, dass ich damit dann permanent eine Nadel im Arm habe. Eine gruselige Vorstellung! In Wirklichkeit kommt aber nur ein einziger Pieks beim Applizieren des Sensors, der ungefähr so schmerzhaft wie ein Mückenstich ist und alles, was du dann für die nächsten 15 Tage im Unterhautfettgewebe hast, ist ein kleines dünnes Fädchen.
Hier wird dann genau gesagt auch nicht der Blutzucker, sondern der Gewebezucker gemessen. Der hinkt dem Blutzucker etwa 5 bis 15 Minuten hinterher, so dass es sein kann, dass du unterschiedliche Werte misst, wenn du mit einem klassischen Blutzuckermessgerät per Fingerpieks gegencheckst. In Zeiten mit stabilem Blutzucker, wie z.B. in Fastenphasen unterscheiden sich die Werte aber nicht nennenswert.
Das Messen per Fingerpieks ist immer nur eine Momentaufnahme, verrät dir aber nichts über die Schwankungen. Ich finde das ganz geeignet, um eine Kontrolle über den Nüchternblutzucker am frühen Morgen zu haben, aber ansonsten ist das schon ziemlich irreführend. Gerade nach dem Verzehr von stark zuckerhaltigen Lebensmitteln schwankt mein Glukosespiegel immens. Durch das CGM-Gerät habe ich gesehen, dass mein Blutzuckerspiegel dann ordentlich Achterbahn fährt. Da ist er eine Stunde nach der Mahlzeit noch bei 150 mg/dL, um dann rasch wieder abzusinken auf Werte um 70 mg/dL.
Würde ich da jetzt zwischendrin per Fingerpieks messen, würde ich vielleicht einen Wert von 120 mg/dL erwischen und mich freuen, dass mein Körper doch mit den Unmengen Süßigkeiten super umgeht und weitermachen. Wichtig ist aber, den Blutzucker zu stabilisieren und krasse Schwankungen zu vermeiden. Das CGM-Gerät hilft dir zu verstehen, wann der Glukosewert ansteigt, wann er abfällt, wie rasch das passiert und welchen Einfluss zum Beispiel Sport und Bewegung, Medikamente etc. haben.
Woher bekomme ich einen CGM-Sensor?
Freestyle Libre 3 plus
Bisher bekommen nur insulinpflichtige Diabetiker ein CGM-Gerät als Kassenleistung finanziert. Alle anderen müssen sich den Sensor privat kaufen. Wir benutzen den Freestyle Libre 3 Sensor von der Firma Abbott. Den kann man sich als Privatzahler für etwa 70 Euro direkt beim Hersteller bestellen, er hält dann genau 15 Tage. Der Sensor liefert einmal pro Minute Daten, die du dir auf einer kostenlosen App im Smartphone oder einem speziellen Lesegerät (nicht im Preis inbegriffen) anzeigen lassen kannst.
Die App ist allerdings etwas rudimentär und verfügt nicht über eine Verbindung zur Smartwatch. Lediglich Warnungen werden auf der Smartwatch angezeigt. Es ist zwar möglich eine Marke zu setzen, wenn man z.B. isst oder Sport macht oder Medikamente einnimmt. Aber schon am nächsten Tag ist nur noch diese Markierung erkennbar, nicht aber deren Inhalt. Wenn du dir notieren willst, was genau du gegessen hast, eingenommen hast oder welcher Art und Dauer dein Training war, dann musst du das außerhalb der App tun. Später lässt sich nur noch die Kurve anzeigen.
Dexcom G7
Deutlich teurer ist der Sensor der Firma Dexcom. Hier zahlst du etwa 75 Euro für die Dauer von nur 10 Tagen. Der Vorteil dieses Sensors ist allerdings, dass er mit gängigen Smartwatches verbunden werden kann. Auch hier gibt es eine kostenlose App. Der Sensor liefert zwar nur alle 5 Minuten Daten, was ich allerdings als unproblematisch erachte.
Hello Inside
Hello Inside ist ein österreichisches Unternehmen, das insbesondere, aber nicht ausschließlich, auf Frauengesundheit spezialisiert ist. Ein Team aus Fachleuten wie Ärzt:innen und Ernährungsexpert:innen hat sich auf metabolische Gesundheitspräventation spezialisiert. Sie nutzen den Sensor von Freestyle Libre (Abbott, siehe oben) und haben eine sehr umfangreiche App sowie ein Coaching-System entwickelt, das hilft die Prozesse im Körper besser zu verstehen. Warum du dies trotz des höheren Preises trotzdem im Betracht ziehen solltest, werde ich später erläutern.
Hello Inside Rabattcode
Mit unserem Rabattcode HI-karotte5 bekommst du einen Rabatt von 5 % auf ein CGM-Set von Hello Inside. Einfach am Ende des Bestellvorgangs beim Checkout den Code HI-karotte5 angeben.
Gleichzeitig erhalten wir durch deine Bestellung eine Provision und du unterstützt uns damit. Wir legen aber Wert darauf, dass unser Erfahrungsbericht dadurch nicht beeinflusst wird, außerdem haben wir die Produkte für unsere Erfahrungsberichte selbst ausgesucht und gekauft. Wir teilen möglichst objektiv unsere Erfahrungen und empfehlen nur das, was wir für gut und hilfreich erachten. Mögliche Einschränkungen oder Differenzierungen, die es unserer Meinung nach gibt, findest du im Erfahrungsbericht.
15 Tage Glukosemessung in Echtzeit
Ehrlich gesagt habe ich eine Weile mit mir gehadert, ob ich mir wirklich einen Glukosesensor setzen will und zwei Wochen lang genau sehen will, was mein Körper so treibt. Auf der einen Seite bin ich ein sehr neugieriger Mensch mit einem ausgeprägten Forschergeist. Ich will wissen, wie Prozesse funktionieren und ich habe auch einen Hang zum Perfektionismus und will gern an Stellschrauben drehen, wenn sie meiner Gesundheit dienen. Auf der anderen Seite habe ich aber auch einen Hang zu Hypochondrie und Anxiety und lasse mich extrem schnell von irgendwelchen Gesundheitsdingen antriggern.
Den Ausschlag gegeben hat der Blutzucker Stabiliser von Avea, den ich auf seine Wirksamkeit untersuchen wollte (Spoiler: er wirkt definitiv gut!). Insgesamt hat die Neugier einfach gesiegt und ich habe mir einen direkt bei Abbott bestellt. Schließlich hatte ich schon eine gewisse Vorerfahrung, was den Umgang mit Blutzuckerwerten betrifft… dachte ich zumindest.
Gute Nerven sind von Vorteil
Angst vorm Anbringen musst du nicht haben. Das ist kein Hexenwerk und tut auch so gut wie gar nicht weh. Die App ist schnell geladen und eingestellt, einmal kurz das Smartphone an den Sender halten und die Geräte sind miteinander verbunden. Klingt erstmal easy.
So, und nun entspannt zurücklehnen und die Kurve beobachten. Aber so easy war es dann doch nicht. Dass der Sensor in Echtzeit misst, heißt nicht, dass du permanent draufgucken solltest, denn sonst regst du dich unnötig auf. Der Blutzucker unterliegt mitunter starken Schwankungen und wenn du z.B. gerade eine Stunde nach der Mahlzeit oder während des Sports darauf schaust, siehst du manchmal extreme Werte, die später in der Gesamtsicht wieder nivelliert werden.
Zugegeben: An Tag 1 überlegte ich schon, den Sensor wieder abzureißen. Was du beachten musst, ist dass der Sensor eine gewisse Eingewöhnungszeit braucht, um sich im Gewebe zu stabilisieren. Gerade in den ersten Stunden nach dem Einsetzen zeigte der Sensor starke Schwankungen. Das legte sich aber rasch und der Sensor zeigte nachvollziehbare Werte. Es machte mich dennoch ziemlich kirre, dauernd darauf schauen zu müssen. Nach wenigen Tagen sah ich aber, dass meine Werte überwiegend im grünen Bereich lagen. Ich hatte für mich selbst den Grenzwert nach oben angepasst und wollte alles vermeiden, was über 140 mg/dL liegt (als Standard zeigt die App einen grünen Bereich zwischen 70 und 180 mg/dL an, was mir aber deutlich zu hoch ist).
Wenn du kein Diabetiker bist, würde ich dir auch raten, sämtliche Warnungen auszuschalten. Du trägst das Ding ja nur, um etwas über dich zu lernen und wirst es vermutlich nach 2 oder 4 Wochen auch wieder lassen. Von daher musst du dich nicht warnen und schon gar nicht stressen lassen.
Ich war z.B. höchst alarmiert, als ich plötzlich eine Warnung bekam, dass mein Glukosewert nur noch bei 67 mg/dL lag. Oh Gott, muss ich jetzt schnell Traubenzucker essen? Nein, … auf keinen Fall. Als ich kurze Zeit später auf die Kurve schaute, war dieser Ausreißer nach unten gar nicht mehr zu sehen, es handelte sich um eine kurzfristige Schwankung, die der Körper schnell selber wieder reguliert hat. Am besten ist es wirklich, Markierungen bei Beginn des Essens oder sportlicher Aktivität zu setzen und den Kurvenverlauf später anzuschauen und zu analysieren.
Es kann auch passieren, dass der Sensor zum Ende der Tragedauer hin etwas ungenauer wird. Dies merkst du an vermeintlich stärkeren Blutzuckerschwankungen, dies war bei mir an den letzten beiden Tagen der Fall. Auch die Base-Line (also der Glukosewert, der sich nachts oder ein paar Stunden nach der Mahlzeit einpendelt) kann gegen Ende der Zeit etwas verfälscht sein.
Achtung: Wenn du zu Angststörungen und Essstörungen neigst, würde ich dieses Experiment nur nach Rücksprache mit Arzt oder Therapeuten wagen. Zu groß ist die Gefahr, dass du durch die permanenten Einblicke in deinen Stoffwechsel getriggert wirst oder ein orthorexisches Essverhalten entwickelst.
Der CGM-Sensor im Alltag
Einmal angebracht, spürst du von dem Sensor wirklich nicht mehr viel. Achte darauf, dass du ihn an der Unterseite deines Oberarms anbringst, um nicht versehentlich am Türrahmen hängen zu bleiben. Auch dann passiert nichts schlimmes, nur der Sensor wird, wenn er vorzeitig gezogen wird, unbrauchbar. Wenn du sportlich aktiv bist, empfehle ich dir, den Sensor mit einem speziellen Patch abzudecken. Der Sensor klebt zwar ziemlich gut, aber es wäre einfach schade, wenn du ihn dir versehentlich abreißt.
Der Sensor hat eine ziemlich kurze Reichweite, es kann also sein, dass dein Smartphone einige Meter entfernt von dir liegt und der Sensor den Kontakt verliert. Das ist aber nicht weiter schlimm. Der Sensor speichert die Daten und trägt sie anschließend nach. Anfangs dachte ich, ich muss mein Smartphone auf dem Nachttisch liegen haben, um den Verlauf der Glukosekurve in der Nacht nachvollziehen zu können. Das ist aber nicht nötig. Am nächsten Morgen wird einfach alles nachgetragen. So kannst du im Nachhinein lückenlos verfolgen, welche Auswirkungen Sport, Sauna, kalte Duschen, Schlaf etc. haben, ohne permanent dein Smartphone in Reichweite zu haben.
Der Sensor ist wasserdicht und du kannst sogar eine begrenzte Zeit damit tauchen, auch Saunagänge sind kein Problem, sondern eher eine interessante Erfahrung. Bei mir geht die Glukosekuve sowohl bei Saunagängen, als auch beim eiskalten Duschen oder auch beim Sport etwas hoch. Das ist aber ganz normal, hierbei handelt es sich im Gegensatz zu durch Zucker hervorgerufene Spikes um gesunde Glukosespitzen, die auch schnell wieder runter gehen. Und wenn man mal überlegt, ist das ja auch ganz natürlich: Durch manche Sportarten, eiskaltes Wasser oder Saunahitze gerät der Körper unter Stress und muss Energie freisetzen, die er aus seinen Reserven nimmt. Also, wenn du so etwas beobachtest, entspann dich, denn dein Körper macht, was er soll.
Besserer Schutz vor versehentlichem Abreißen des Sensors durch ein spezielles Pflaster.
Was bei Stress passiert
Stress wirkt sich auf den Blutzucker aus
Die allerwichtigste Botschaft vorneweg: Wir sind alle keine Maschinen und wir sind alle sehr verschieden. Ich kann hier natürlich nur über mich selbst sprechen. Und auch ich reagiere auf ein und dasselbe Gericht nicht an jedem Tag gleich. Sei konnte ich z.B. feststellen, dass meine Overnight Oats mit frischen Früchten an einem Morgen fast überhaupt keine Spitze verursachten, sondern nur einen leichten Buckel und eine Woche später plötzlich doch eine gut erkennbare Spitze in der Glukosekurve.
Was war passiert? Es war sogar der gleiche Wochentag. In Woche 1 hatte ich nachts gut geschlafen, mein Blutzuckerspiegel war die ganze Nacht deutlich unter 100 mg/dL geblieben, pendelte zwischen 80 und 95 mg/dL. Außerdem hatte ich mich zuvor gesund ernährt. Es war der Tag nach einem verlängerten Wochenende und ich war ziemlich entspannt. Außerdem hatte ich vor und nach dem Essen viel Bewegung, vor allem auch im High Intensity Bereich durch mehrfaches schnelles Treppensteigen in den 3. Stock.
In Woche 2 hatte ich zuvor schlecht geschlafen, es lag zudem ein stressiger Arbeitstag mit einigen Ärgernissen hinter mir und ja, ich hatte auch am Vortag zuviel Zucker zu mir genommen. In der Nacht war mein Blutzuckerspiegel zwar stabil, aber pendelte eher zwischen 95 und 110 mg/dL. Außerdem arbeitete ich ausnahmsweise an einem anderen Ort, ohne Treppen und in überwiegend sitzender Tätigkeit.
Das zeigt sich nicht nur an diesen Overnight Oats, auf die ich so unterschiedlich reagiert habe. In Woche 1, in der ich überwiegend frei hatte, lag mein Glukosedurchschnitt bei 98 mg/dL, in Woche 2, in der ich ein höheres Stresslevel hatte bei 102 mg/dL. Stress wirkt sich also offenbar auf meine Insulinsensitivität aus. Aber das ist nicht nur bei mir so. Es ist bekannt, dass der Körper bei Stress Adrenalin ausschüttet, was wiederum die Ausschüttung von Insulin hemmt und gleichzeitig die Zellen resistenter gegenüber Insulin macht. Außerdem schüttet der Körper ein weiteres Stresshormon namens Cortisol aus, was ebenfalls die Wirkung des Insulins in den Zellen schwächt.
Fazit: Auch für die Stoffwechselgesundheit ist es total wichtig, Stress zu vermeiden. Hier helfen Achtsamkeitsübungen und viel Bewegung.
Veränderungen im Tagesverlauf
Durch die Lektüre des Buches „Der Glukosetrick“ von Jesse Inchauspé dachte ich eigentlich, dass ich morgens sehr achtgeben muss auf blutzuckerfreundliche Ernährung, weil die Zellen durch die Nacht noch resistenter gegen Insulin sind. Peter Attia ist hingegen der Auffassung, dass Glukose im Tagesverlauf schlechter vertragen wird.
Nun muss ich sagen, dass ich schon seit Langem auf ein ausgewogenes und blutzuckerfreundliches Frühstück achte, weswegen es nicht so verwunderlich ist, dass ich morgens nur sanfte bis gar keine Anstiege sehe. Ich habe aber im 15-wöchigen Testzeitraum schon auch das ein oder andere „riskante“ Frühstück zu mir genommen, wie z.B. Weißmehlbrötchen mit süßem Belag oder Pfannkuchen aus Weißmehl mit unterschiedlichen Toppings.
Grundsätzlich kann ich für mich aber festhalten: Je später der Tag, desto höher die Glukosekurve. In der Zeit zwischen Mitternacht und 12:00 Uhr mittags liegt mein Glukosedurchschnitt im 15-Tage-Zeitraum bei 95 mg/dL, in der zweiten Tageshälfte ab 12 Uhr mittags bis Mitternacht bei 105 mg/dL. Allerdings muss man auch bedenken, dass auf die erste Tageshälfte in der Regel 9 Fastenstunden fallen, auf die zweite Tageshälfte nur etwa 5.
Auch wenn die Fastenphasen diesen Trend etwas nivellieren, ist er trotzdem auch noch in Glukosespitzen erkennbar. Spektakulärere Spitzen habe ich in 15 Tagen morgens nie erreicht, trotz Pfannkuchen und Nutellabrötchen.
Hacks und Tricks
Die Hacks aus dem Glukose Trick
Ein wichtiger Grund für mich ein CGM-Gerät zu tragen, war für mich zu sehen, ob die Hacks von Jesse Inchauspé wirklich funktionieren und ob der Blutzucker Stabiliser von Avea tut, was er soll. Beides kann ich bestätigen:
- Man kann wunderbar sehen, wie eine grüne Vorspeise die Zuckeraufnahme verzögert und die Kurve abflacht. Wenn ich vor den Mahlzeiten Rohkost knabbere oder einen Salat esse, dann tut sich in der ersten halben Stunde ab Nahrungsaufnahme erstmal gar nichts, erst dann beginnt die Kurve etwas hoch zu gehen. Je komplexer die Kohlenhydrate, desto flacher ist die Kurve, außerdem kann man eine Wellenbewegung sehen, der Körper ist viel länger damit beschäftigt, Zucker aus der Nahrung aufzuspalten und geht immer mal wieder runter.
- Nichts lässt den Blutzuckerspiegel so zuverlässig wieder sinken wie sportliche Betätigung. Während ich nach dem Essen gewandert bin oder auf unserem Laufband unterwegs war, konnte ich beobachten, wie der Blutzuckerspiegel sofort runter ging oder je nach Zeitpunkt auf einem relativ konstanten Niveau blieb.
- Um aber wirklich sagen zu können, dass durch eine blutzuckerfreundliche Ernährung Kalorienzählen unnötig wird, müsste man schon über einen sehr langen Zeitraum ein CGM-Gerät tragen. Grundsätzlich war ich mit meinen Blutzuckerwerten schon sehr zufrieden, ich habe aber trotzdem manche Überraschung erlebt mit Nahrungsmitteln, die ich für gesund und blutzuckerfreundlich hielt und einige ordentliche Spitzen produziert. Dazu später mehr.
- Der Stabiliser funktioniert gut. Er mindert Glukosespitzen ab und die Crashs, wenn der Blutzuckerspiegel rasant abfällt nach Süßigkeiten, werden ebenfalls abgepuffert.
Überraschungen
Was, denkst du, wirkt freundlicher auf deinen Blutzuckerspiegel? Tiefkühlpizza oder Linseneintopf? Pellkartoffeln mit Heringssalat oder Pfannkuchen? Wenn ich schon so komisch frage, ist es bestimmt das weniger naheliegende. Und tatsächlich: Die krasseste Blutzuckerspitze überhaupt hat mir ein Heringssalat mit Pellkartoffeln in Begleitung eines alkoholfreien Hefeweizens gemacht. Das hat mich total überrascht, zumal ich als Vorspeise einen Salat hatte. Und ja, ich hatte im Testzeitraum auch mal Eis zum Nachtisch oder Kuchen mit Stabiliser. Nichts hat auch nur annähernd so reingehauen, wie dieser Heringssalat.
Oder doch! Der Linseneintopf hat ähnlich fies reingehauen, dabei war der hausgemacht und ich war überzeugt, dass das total gesund und blutzuckerfreundlich ist. Schließlich gelten doch Linsen als komplexe Kohlenhydrate.
Ursachen
Warum war das so? Im Fall von Linsensuppe handelte es sich um etwas selbst gekochtes. Ich hatte aber weder eine ballaststoffreiche Vorspeise noch einen Stabiliser. Die Linsensuppe war außer den in den Linsen natürlich vorkommenden Proteinen recht arm an Eiweißen und Fetten und sie enthielt zudem Kartoffeln. Das Ganze schön lange gekocht, da konnte der Zucker ziemlich schnell ins Blut.
Auch Vollkornnudel-Gerichte haben bei mir für Glukose-Spikes gesorgt. Ein Vollkornsauerteigbrot hingegen scheine ich deutlich besser zu vertragen (übrigens auch ganz normales Roggenbrot, solange es mit Sauerteig ist).
Der Verursacher der höchsten Spitze war das Restaurantessen. Hier hatte ich zwar eine Vorspeise als Salat, zuerst kamen jedoch die Getränke. Und weil ich ziemlich durstig war, hab ich erstmal einen Viertelliter alkoholfreies Hefeweizen auf nüchternen Magen zu mir genommen. Irgendwie dachte ich immer, dass das ganz okay und verträglich sei, mag ja auch sein.
Meiner Gewohnheit folgend aß ich zunächst etwas vom Heringssalat, um dann später zu den kohlehydrathaltigen Pellkartoffeln zu kommen. Allerdings hatte ich nicht in Betracht gezogen, dass es sich um fertigen oder ziemlich gesüßten Heringssalat handeln könnte. Wenn man sich im Supermarkt umschaut, dann kann so ein Heringssalat schon mal auf 8 g Zucker pro 100 Gramm kommen. Im meiner Schüssel waren aber bestimmt 400 bis 500 Gramm. Da kommt man schnell auf eine ordentliche Portion Zucker.
Konsequenzen
Insgesamt waren wir in den 15 Tagen häufiger auch mal auswärts essen. Tendenziell zeigte sich beim Restaurantessen eine höhere Glukosekurve als bei selbstgemachtem Essen. Wenn ich nicht gerade nur einen Salat esse, würde ich bei Restaurantessen in Zukunft immer auf mögliche Glukose-Hacks (hier findest du nochmal unseren Beitrag zum Glukose Trick verlinkt) achten und einen Stabiliser nehmen.
Gleiches gilt für reine Nudelgerichte mit wenig Proteinen und Fetten. Hier würde ich auf eine grüne Vorspeise und möglichst viel Bewegung im Anschluss achten und zur Sicherheit lieber einen Stabiliser nehmen.
Was gut funktioniert hat
Es gibt jedoch auch positive Überraschungen zu berichten. Ich war ja immer etwas skeptisch, was meine Frühstückssmoothies betrifft. Diese bestehen bei mir aus Grünzeug wie Spinat oder Grünkohl, etwas Obst für den Geschmack, neutrales nicht gezuckertes Proteinpulver, etwas Olivenöl und Pflanzenmilch mit einem vergleichbaren Fettanteil wie Kuhmilch. Meine Blutzuckerkurve zeigte sich wiederholt relativ unbeeindruckt davon. Ich vermute, dass es aufgrund des hohen Fett- und Proteingehalts liegt.
Selbst gemischtes Müsli aus Haferflocken oder zuckerfreiem Granola mit selbst gemachtem Sojajoghurt und Früchten ergab auch höchstens ein paar Hubbel in der Kurve und hält gleichzeitig lange satt.
Vollkornbrötchen, Vollkornbrot sowie Roggenbrote aus Sauerteig sorgten bei mir zuverlässig für einen konstanten Blutzuckerspiegel. Es stellte sich heraus, dass ich ein solches Abendbrot, vor allem mit Rohkost oder rohem Sauerkraut oder Kimchi vorneweg richtig gut vertrage. In der Regel bin ich gegen 19 Uhr fertig mit dem Essen und dies sorgt dafür, dass sich der Blutzuckerspiegel vor Mitternacht wieder beruhigt hat. Weißmehlbrötchen oder Baguette macht leider hohe Spitzen und tiefe Täler.
Studie
Neue Studie: CGM-Geräte überschätzen
Kurz nachdem ich mein eigenes Experiment abgeschlossen hatte, wurde eine neue Studie zum Einsatz von CGM Sensoren bei Gesunden veröffentlicht, auf die ich unbedingt noch eingehen möchte. Im Rahmen der Studie wurden 15 gesunde Personen, darunter 9 Frauen und 6 Männer untersucht. Sie trugen ein CGM-Gerät und gleichzeitig wurde ihnen in bestimmten Zeitintervallen nach der Zufuhr von Glukose in unterschiedlicher Form (mal reine Glukose, mal durch eine equivalente Menge in Früchten, in Smoothies mit und ohne zugesetzte Ballaststoffe) Kapillarblut entnommen. Die Werte des CGM-Sensors und die Blutwerte wurden anschließend verglichen.
Dass die Werte nicht deckungsgleich sind, weil der Gewebezucker dem Blutzucker etwas hinterherhinkt, gilt schon länger als bekannter Fakt. Die Analyse der Werte zeigte aber, dass die CGM-Geräte den Blutzuckerwert nicht nur deutlich überschätzten, sondern dass Glukosespitzen vom CGM-Sensor auch signifikant länger angezeigt wurden, als sie tatsächlich dauerten. Die Messung des Kapillarblutes gilt immer noch als die zuverlässigste Blutzuckerkontrolle.
Auch wenn es nur eine vergleichsweise kleine Studie ist (in der Regel geht man mit deutlich größeren Stichprobengrößen um), kann man davon ausgehen, dass die Ergebnisse tendenziell schon richtig sind.
Aber was bedeutet das für Diabetiker:innen? Hier liegt vermutlich der Grund für die Abweichungen. Vom Gewebezucker auf den Blutzucker zu schließen ist ja immer nur eine Schätzung. Für Diabetiker ist es aber – anders als für Gesunde – immens wichtig, rechtzeitig bei sehr hohen oder sehr niedrigen Werten gegenzusteuern. Daher ist für sie die Überschätzung zu vernachlässigen. Außerdem sind Diabetiker:innen häufig mit der Messung per Fingerpiks vertraut, so dass sie ggf. einen extremen Wert mit Blutzuckermessung absichern können. Diese Möglichkeit haben gesunde Menschen, die das nur zur Prävention benutzen nicht.
Aber was ist mit Gesunden? Lohnt sich für sie die Investition, wenn die Daten mit Vorsicht zu genießen sind? Ich würde sagen, es kann sich dennoch lohnen. Mein Ziel war es, zu lernen wie mein Körper auf Nahrungsmittel, Bewegung und meinen individuellen Lebensstil reagiert. Dabei sind mir die absoluten Werte weniger wichtig, als Tendenzen. Ich will eine möglichst stabile Blutzuckerkurve erreichen und das kann ich dennoch gut erkennen. Wenn der Sensor starke Schwankungen anzeigt, dann liegen auch welche vor, wenn auch vielleicht etwas weniger krass als angezeigt und da kann man wunderbar gegensteuern.
Allerdings ist es total wichtig zu wissen, dass die Schätzung der CGM-Geräte ggf. zu hoch ist, damit sich Gesunde nicht selbst grundlos als Diabetiker diagnostizieren und total verrückt machen. Wenn du arg krasse Werte herausbekommst, dann halte Rücksprache mit einem Mediziner.
Fazit
CGM Sensor ohne Diabetes: Sinnvoll oder nicht?
Ist ein CGM-Sensor für Menschen ohne Diabetes nun sinnvoll, oder nur eine unnötige Investition in fragwürdige Messmethoden?
Grundsätzlich würde ich immer noch sagen, dass es eine sinnvolle Investition in Gesundheitsprävention sein kann. Aber nicht für jeden und jede. Anfängern würde ich aber tatsächlich trotz höherer Kosten empfehlen, sich bei diesem Experiment von Hello Inside unterstützen zu lassen. Denn was helfen einem all die Daten, wenn man sie nicht richtig interpretieren kann? Außerdem hätte ich mir manches mal eine bessere App gewünscht, die bessere Protokolle und Vergleiche ermöglicht. Und wahrscheinlich wäre ich durch das Coaching und die Community auch etwas weniger ängstlich gewesen. Hello Inside kann helfen, die gemessenen Daten sinnvoll einzuordnen, auch eine Ernährungsberatung und diverse Lerninhalte hat Hello Inside im Angebot.
Lass dich nicht stressen
Stress kann zu einer verminderten Insulinsensitivität und einem zu hohen Blutzuckerspiegel führen. Und wir modernden Menschen tun in solchen Situationen wahrscheinlich genau das Falsche: Wie schnell ist man dabei, sich nach einem stressigen Tag mit einer schnellen Portion Nudeln zu belohnen, Trostschokolade zu essen oder sich abends mit einer Packung Eis vor den Fernseher zu setzen. Dabei wäre es eigentlich gesünder, sich mit Sport auszupowern, den Körper mit guten Nährstoffen zu versorgen und für ausreichend Schlaf zu sorgen. Der Döner, den ich mir nach einem stressigen Tag abends gönnte, hielt meinen Blutzuckerspiegel bis nachts um 3 Uhr auf Trab und sorgte für einen schlechten Schlaf.
Und letztlich sollte der CGM-Sensor selbst nicht für zusätzlichen Stress sorgen. Manche Menschen lassen sich durch Körpermesswerte extrem verunsichern. Wenn dich schon eine Pulsuhr verrückt macht oder du zu Angststörungen neigst, dann akzeptiere lieber ein bisschen Ungewissheit in Bezug auf deinen Blutzuckerspiegel und halte dich an die bewährten Tipps für eine gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil.
Elektroschrott
Der Nachhaltigkeitsaspekt darf bei der ganzen Diskussion nicht außer Acht gelassen werden. Der Sensor hält gute zwei Wochen und ist danach Elektroschrott und sollte nicht im Hausmüll entsorgt werden. Auch der Applikator besteht aus ziemlich viel hartem Plastik und muss so entsorgt werden, dass sich niemand an der Nadel stechen kann. Insofern sollte man es auch aus diesem Grund nicht übertreiben und als Gesunder nicht dauerhaft so einen CGM-Sensor tragen.
Fazit
Auch wenn mich der CGM Sensor anfangs sehr verrückt gemacht hat, werde ich das Experiment in etwa einem halben Jahr wiederholen. Ich konnte ziemlich viel über mich lernen und bin beruhigt, dass mein Körper mit Glukose ganz gut umgehen kann. Da der Blutzuckerspiegel jedoch von so vielen Faktoren abhängt und die Insulinsensitivität mit zunehmendem Alter abnimmt, halte ich es für eine gute Idee, da am Ball zu bleiben und ein Auge drauf zu haben. Hinzu kommt, dass ich eine gewisse erbliche Prädisposition für Diabetes habe.
Gerade auch, wenn man z.B. neue Medikamente nehmen muss, wenn sich hormonelle Veränderungen, Änderungen in Bezug auf die Ernährung, Job oder Bewegung etc. ergeben, lohnt es sich zu schauen und ggf. kleine Anpassung in Ernährung und Lebensstil vorzunehmen. Da kann so ein CGM-Sensor trotz eventueller Ungenauigkeiten gute Dienste leisten.
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Hast du bereits Erfahrungen mit einem CGM-Sensor gemacht oder weitere Fragen oder Anmerkungen? Wir freuen uns über jeden Kommentar!
Hallo Kerstin, ich habe den Beitrag bei trusted-blogs.com entdeckt: Danke, dass die Leserinnen & Leser deinen Content auch dort finden können. Ich werde den Artikel auch über die Social-Media-Kanäle von trusted blogs weiterempfehlen.
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