Kalorienzähler mit Foto – funktioniert das wirklich?
Dazu habe ich mir eine App installiert, die anhand von Fotos meiner Gerichte Kalorien und Nährwerte schätzen kann und habe parallel alles grammgenau abgewogen und auf herkömmliche Art berechnet. Das Ergebnis fanden wir ziemlich erstaunlich.
Warum überhaupt Kalorien zählen?
Wenn du hierher gefunden hast, dann ist für dich wahrscheinlich klar, warum man Kalorien trackt: Die meisten Menschen nutzen es, um Gewicht abzunehmen, denn das funktioniert natürlich nur, wenn du weniger Energie zu dir nimmst, als du verbrauchst. Und dazu musst du aber erstmal wissen, wieviel Kalorien du zu dir nimmst. Wenn du dich mehr für dieses Thema interessierst, dann schau doch auch mal unseren Beitrag über Ernährung umstellen zum Abnehmen an.
Aber nicht nur die tatsächliche Kalorienmenge ist relevant, auch die Verteilung der Makronährstoffe sowie ggf. Ballaststoffe und Mikronährstoffe sind wichtig, wenn du nachhaltig deine Ernährung umstellen oder fitter werden willst. Für uns ist es eine kleine Herausforderung genug Proteine zu uns zu nehmen, da wir inzwischen nur noch sehr wenig Fleisch essen, auch dabei helfen Kalorien Apps.
Intuitives Essen ist in unserer Welt schwierig geworden, wo gerade Hochkalorisches am einfachsten verfügbar ist und es überall Verlockungen gibt. Zwar halte ich im Großen und Ganzen mein Gewicht, seitdem ich 2022 meine Ernährung umgestellt und dadurch 11 kg verloren habe, aber hin und wieder muss ich nachsteuern, um 3-4 lästige Kilos wieder los zu werden. Da tut es dann ganz gut, eine Weile wieder alles zu tracken, was ich so esse, damit ich wieder ein Gespür dafür bekomme, was gut für mich ist.
Kalorien schätzen – eine Herausforderung
Wie gut kannst du schätzen, wieviele Kalorien du auf dem Teller hast? Wenn du schon mal für eine Weile Kalorien getrackt hast und das noch nicht allzu lang zurückliegt, wird das vielleicht etwas besser ausfallen. Wenn du dir aber noch niemals Gedanken über Kalorienmengen und Makronährstoffe gemacht hast, wirst vermutlich ziemlich daneben liegen.
Es gibt eine Vielzahl an Studien, die untersucht haben, wie gut Menschen darin sind, ihre Nährwerte zu schätzen und sie kommen zu dem Schluss, dass Menschen in der Regel deutlich unterschätzen, was sie so essen. Und das gilt gleichermaßen für Menschen mit und ohne Übergewicht, ich verlinke dir hier mal eine solche Studie, diese besagt, dass sich Menschen oft um ganze 900 Kilokalorien verschätzen. Das entspricht ungefähr der Menge von drei Burgern bei MacDonald’s. Ganz schön heftig, oder?
Kaloriendichte einschätzen
Warum ist das so? Zum einen haben wir Menschen oft Schwierigkeiten, die Kaloriendichte einzuschätzen. So haben die folgenden Lebensmittel allesamt die gleiche Kalorienmenge, nämlich 80-100 kcal (ein bisschen abhängig von der Größe):
- ein hartgekochtes Ei in Größe M
- drei große Karotten
- ein Esslöffel Erdnussmus
- ein kleiner Becher Naturjoghurt
- zwei Esslöffel Haferflocken
Verarbeitete Lebensmittel
Damit verarbeitete Lebensmittel den meisten Menschen schmecken, sind häufig sehr viel Zucker und Fett zugesetzt. So ist zum Beispiel ein gekaufter Fruchtjoghurt (z.B. Rewe Bio: 96 kcal und 11,7 g Zucker pro 100g.) deutlich hochkalorischer als eine vergleichbare Menge Naturjoghurt mit frischen Blaubeeren (ca. 64 kcal und 5,11g Zucker pro 100g). Gleiches gilt für fertige Salatsaucen, fertige Müslimischungen, Hähnchenbrust vs. Chicken Nuggets.
Psychologische Verzerrungen
Hast du schon mal eine lange Wanderung an der frischen Luft gemacht? Dann hattest du bestimmt das Gefühl richtig viele Kalorien verbraucht zu haben. Den großen Teller Schnitzel mit Pommes hast du dir jetzt verdient, schließlich hast du ja richtig Sport gemacht. Leider unterliegen wir auch hier häufig Fehleinschätzungen. Wir schätzen die verbrauchten Kalorien zu hoch ein und die zugeführte Nahrung zu gering.
Neulich war ich für 90 Minuten im Wald wandern, habe dabei etwa 150 Höhenmeter und knappe 7 km geschafft. Was denkst du, wieviele Kalorien ich dabei verbrannt habe? Meine Apple Watch setzt dafür 370 kcal. an. Gut, das Stückchen Kuchen ist damit abtrainiert, mehr aber auch nicht. Hier verschätzt man sich oft gründlich und denkt, man kann jetzt ordentlich reinhauen, schließlich hat man Sport gemacht.
Snacken zwischendurch
Für einen möglichst konstanten Blutzuckerspiegel haben wir uns das Snacken zwischendurch längst abgewöhnt. Aber früher war das ein echtes Problem. Auf der Arbeit steht eigentlich immer irgendein Süßkram rum und da greift man einfach gerne mal zwischendurch zu. Und weil man so im Vorbeigehen zugreift, registriert man gar nicht, wieviel sich da so im Laufe eines Tages ansammelt.
Kalorienzähler mit Foto, hier anhand der Lifesum App
Was macht nun so eine Foto Kalorien App?
Im Prinzip ist es auch eine Schätzung, die die Foto Kalorien App vornimmt. Möglich wird das durch künstliche Intelligenz, die das Bild analysiert. Ähnlich wie bei der Gesichtserkennung erkennt die KI Gerichte, zerlegt die in die verschiedenen vermuteten Zutaten und gleicht das mit Nährwertdatenbanken ab. Nun kannst du dir sicher vorstellen, dass das bei einigen Gerichten leichter geht, als bei anderen.
Nimm zum Beispiel den Salat, den du dir beim Italiener bestellst. Hier „sieht“ die KI Blattsalat, Tomaten, Gurkenscheiben, Pilze, Eier und Joghurtdressing und gleicht das mit der Datenbank ab. Beim italienischen Salat ist das noch recht einfach, die einzelnen Bestandteile sind ja ziemlich gut zu erkennen.
Schwieriger wird es dann z.B. mit einem Teller Chili sin carne. Hier kann die KI nicht „sehen“, ob es sich um Rinderhack oder Soja-Hack handelt, was zu immensen Kalorien- und Nährwertdifferenzen führen kann. Außerdem weiß die KI auch nicht, wieviel Zucker und Salz drin sind und ob ich das Ganze mit Sahne, Pflanzencreme oder Ketchup abgerundet habe.
Okay, die Herausforderung haben wir verstanden, nun geht es an den Praxistest.
Rabatt für die Yazio App
Mit der App Yazio kannst du ein Ernährungstagebuch führen und siehst auf einen Blick die Verteilung der Mikro- und Makronährstoffe. Außerdem kannst du sie mit Fitnessarmbändern koppeln und siehst, wieviel Kalorien du durch Bewegung und Sport bereits verbrannt hast und es gibt einen Fasten-Timer und viele Rezeptvorschläge. Wenn du über unseren Link bestellst, bekommst du 20% Rabatt für die Yazio App! Es lohnt sich!
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Praxistest: Kalorienzählen mit Foto
Eigentlich nutzen wird ja schon seit Langem die Yazio App zum Kalorien und Nährwerte tracken und sind damit auch eigentlich auch sehr zufrieden. Da mit der Yazio App Kalorienzählen mit Foto noch nicht möglich ist, haben wir die App Lifesum für 3 Monate getestet.
Parallel haben wir alles abgewogen und grammgenau mit Yazio getrackt, damit wir einen Vergleich haben. Manchmal haben wir bei Fertiggerichten, wie z.B. bei einer Tiefkühlpizza auch mit der Barcode-Funktion vergleichen.
Für unseren Vergleich habe ich dir mal drei Beispielgerichte aufgeschlüsselt. Selbstgemachte Pfannkuchen mit Toppings, Tiefkühlpizza sowie Ofenfisch mit mediterranem Gemüse haben wir sowohl genau gewogen und berechnet, als auch mit der Foto App getrackt. Die Ergebnisse möchte ich dir zunächst als Tabelle darstellen:
Gericht | Lifesum Foto App | Grammgenaue Berechnung | Differenz |
Pfannkuchen mit Emmentaler | 384 kcal (30g KH, 18g P, 22g F) | 342 kcal (33g KH, 17.7g P, 15g F) | 42 kcal zu viel |
Pfannkuchen mit Mandelmus und Banane | 398 kcal (81g KH, 8g P, 9g F) | 362 kcal (45g KH, 12g P, 14g F) | 36 kcal zu viel |
Vollkorn-Apfelpfannkuchen | 135 kcal (29,6g KH, 3g P, 2g F) | 85 kcal (14g KH, 2,6g E, 1,57g F) | 50 kcal zu viel |
Pizzastück Spinat Feta | 145 kcal (28g KH, 9g P, 15g F) | 121 kcal (6,2g KH, 7,7g P, 5,6g F) | 24 kcal zu viel |
Pizzastück Mozzarella | 425 kcal (57g KH, 21g P, 15g F) | 201 kcal (18g KH, 11,1g P, 7,4g F) | 224 kcal zu viel |
Pizzastück Grillgemüse | 471 kcal (61g KH, 22g P, 15g F) | 295 kcal (43,6g KH, 12,2g P, 7,4g F) | 176 kcal zu viel |
Kabeljau mit Gemüse und Gnocchi | 607 kcal (68g KH, 44g P, 17g F) | 499 kcal (50g KH, 45g P, 12g F) | 108 kcal zu viel |
Gesamtsumme | 2565 kcal | 1406 kcal | 1159 kcal zu viel |
Wenn man bedenkt, dass echte Menschen ihre Kalorienzufuhr in der Regel unterschätzen und um 900 Kilokalorien daneben liegen, ist es fast absurd, dass die Foto Kalorien Apps die Nährwerte in ungefähr genauso hohem Maß überschätzen.
Warum unterschieden sich die Schätzungen der App so sehr? Nach unserer Erfahrung gibt es dafür mehrere Gründe: Zum einen erkennt die App manche Zutaten nicht richtig, so hält sie z.B. Mandelmus für Schokosauce, Apfelscheiben für Ananasscheiben, Surimisticks für Gouda etc.
Ein weiterer Grund ist, dass die KI offenbar Probleme hat Mengen zu erkennen. Auch wenn ich mich häufig bemüht habe als Referenz eine Gabel oder etwas Ähnliches ins Bild zu legen, gelingt es der App oft nicht, Größen richtig einzuschätzen. Am einfachsten ist es noch, wenn man einen kompletten Teller z.B. im Restaurant vor sich hat. Da setzt sie das als ganze Mahlzeit zueinander in Beziehung und die Einschätzung ist annähernd korrekt.
Was aber gar nicht funktioniert ist z.B. wenn man selbst gekocht hat und einen kleinen Nachschlag nimmt. Oder mehrere Mal zum Buffet geht. In solchen Fällen schätzt die App auch kleine Mengen oft als vollständige Mahlzeit ein, so geschehen bei meiner Pizza, hier hatte ich zunächst ein Viertel, dann eine halbe Pizza und zum Abschluss nochmal ein Achtel fotografiert.
Ein drittes Problem ist, dass die KI offensichtlich auf amerikanische Essgewohnheiten trainiert zu sein scheint. Dies wird besonders an Süßspeisen wie einer Eiskugel im Hörnchen deutlich. In den USA besteht ein „Single scoop cone“ aus etwa 150 g Eis plus Hörnchen. Tatsächlich entspricht eine Kugel Eis aus einer deutschen Eisdiele eher 50 bis 70 g Eiscreme. So schlug die Lifesum App beim Bild meiner bescheidenen Eiskugel im Hörnchen satte 368 kcal vor, in Wirklichkeit waren es wohl etwa 150 kcal. Hier muss man sich echt auskennen und bemerken, dass die Schätzungen der KI nicht stimmen können.
Macht so eine App dann überhaupt Sinn?
Um eines gleich vorwegzunehmen: sich alleine auf die Fotoanalyse zu verlassen, ist nicht zu empfehlen. Um 3-4 kg abzunehmen, sollte ich etwa 1500 kcal zu mir nehmen, an sportlichen Tagen eventuell auch etwas mehr. Bei einer solchen Kalorienmenge ist es schon fatal, wenn die App sich in solch hohem Maße verschätzt.
In der Tabelle oben kannst du sehen, dass ich diese Kalorienmenge auch ungefähr erreicht habe, die App vermutet aber, dass es deutlich mehr war. Auch in Bezug auf die Verteilung der Makronährstoffe liegt die App teilweise ganz schön daneben.
Manchmal passieren auch ganz offensichtliche Fehler, z.B. erkannte die App auf einem Bild, dass ich ein ganzes Ei auf dem Teller hatte, berechnete aber nur 2 g Ei. Dass das nicht sein kann, erkennen auch Menschen ganz ohne Erfahrung im Kalorientracken. Man muss also alles sehr genau überprüfen und ggf. anpassen.
Ich bleibe also bei der herkömmlichen und etwas umständlichen Art des Kalorienzählens. Einzig bei Restaurantbesuchen macht es für mich Sinn. Bei einem kompletten Teller liegt die Schätzung der KI meist nur so um 20% daneben und im Restaurant weiß man es ja selber oft nicht besser. Da gehe ich auch schon immer von höheren Nährwerten aus, weil in Restaurants häufig mehr Zucker, Salz und Fett benutzt wird.
Andererseits kann man, wenn man eine Weile sein Essen gewogen und berechnet hat, auch ein Restaurantgericht einigermaßen zutreffend schätzen und braucht nicht zwingend eine App dafür.
Fazit
Aktuell halten die Apps, die Kalorienzähler mit Fotos, noch nicht das, was sie versprechen. Sie überschätzen die Kalorienaufnahme immens und können auch Nährwerte nicht zufriedenstellend einschätzen. Allerdings entwickeln sich Technologien, die auf künstlicher Intelligenz basieren, rasant, so dass ich mir vorstellen kann, dass das in Zukunft besser funktioniert.
Wichtig ist auch, dass die KI auf die Gewohnheiten des Nutzungslandes trainiert wird, so dass es nicht zu groben Fehleinschätzungen kommt. Wünschenswert wäre eine zusätzliche Chat-Funktion, mit der man z.B. mitteilen kann, worum es sich auf dem Bild handelt (z.B. „dies ist kein Gouda, sondern Surimisticks“ oder „dies ist Tofu und kein Schweinegeschnetzeltes“), dies würde vermutlich Schätzungen verbessern.
Sind wir also weiter gespannt, ob das Versprechen des Kalorienzählens per Foto in Zukunft eingelöst werden wird.
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