Mehr als ein Textgenerator: Wie ChatGPT unseren Alltag verändert hat

Erfahrungsberichte, Achtsam leben, Bloggen | 2 Kommentare

Zwar habe ich keine Glaskugel, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir in 10, 20 oder 30 Jahren zurückblicken und sagen, dass nichts unser aller Leben so sehr verändert hat, wie die allgemeine Verfügbarkeit von ChatGPT und Co., also generativen (KI-) Sprachmodellen. Wenn ich allein auf das Jahr zurückblicke, in dem ich mich intensiver mit ChatGPT auseinandergesetzt habe, dann haben sich nicht nur die KI selbst, sondern auch mein Umgang mit ihr und mein ganzer Alltag verändert.

Daher ist es an der Zeit für einen Beitrag — nicht von, sondern über ChatGPT.

Und ich finde er passt auch super rein in einen Blog, der sich mit gesundem Lebensstil auseinandersetzt. Klingt das komisch für dich? Ich werde darauf noch zurückkommen. In diesem Beitrag erklären wir dir, wieviel KI in diesem Blog steckt, wofür wir ChatGPT (und manchmal auch andere LLMs) benutzen, wo wir echten Mehrwert und große Vorteile sehen und welche Sorgen und Befürchtungen wir haben.

Wie viel KI steckt in Kakao & Karotte

Wenn von dem Einsatz von ChatGPT die Rede ist, schwingt oft der Aspekt des Schummelns mit. „Den Text hast du doch nicht selber geschrieben. Der ist doch KI-generiert.“ Wenn ich jedes Mal, wenn dieser Satz an einer Schule irgendwo in Deutschland gesagt würde, einen Cent bekäme, bräuchte ich vermutlich nicht mehr zu arbeiten. Ferner möchte ich nicht wissen, wie viele Hochzeitsreden, Glückwunschkarten, E-Mails und natürlich auch Blogartikel in wenigen Sekunden von einer KI formuliert und vom Auftraggeber verwendet werden. Ich vermute, dass die Mehrheit der Nutzer ChatGPT in erster Linie als generatives Tool verwendet, zur Erstellung von Texten und Bildern. An dieser Stelle schon mal eines vorweg: Unsere Texte schreiben wir tatsächlich noch vollständig selbst. Dafür schreiben wir auch einfach viel zu gerne. Und: Wir finden, dass ChatGPT das zwar in letzter Zeit etwas besser, aber bei weitem noch nicht gut genug erledigt.

Welche Aufgaben KI im Blog übernimmt

Trotzdem nutzen wir ChatGPT natürlich für unseren Blog und weil uns Transparenz wichtig ist, kommt nun eine Auflistung der Jobs, die die KI inzwischen übernommen hat.

  • Brainstorming und Content-Ideen: Inzwischen kommen die Ideen für Rezepte etwa zur Hälfte daher, dass wir selbst etwas entdecken und mit den Blog-Lesern teilen möchten, manches ergibt sich aus Blog-Events, wie z.B. „Koch mein Rezept“ und hin und wieder frage ich auch ChatGPT und lasse mir Vorschläge für z.B. Herbst-Gerichte, alkoholfreie Drinks etc. machen. In der Regel taugen 9 von 10 Vorschläge eher nicht, aber die ein oder andere Perle findet sich dann doch, auf die ich alleine so nicht gekommen wäre.
  • Modifizierung von Rezepten: Könnte man Zutaten austauschen, um z.B. zu veganisieren oder unerwünschte Zutaten zu ersetzen? Gibt es bessere Zubereitungswege? Welche Garmethode eignet sich besser?
  • Kalorienberechnung, Prozente berechnen für Makronährstoffe
  • Texte kürzen lassen für SEO-Snippets (erscheint z.B. in der Google-Ergebnisliste und darf nicht mehr als 160 Zeichen haben), Texte für Pinterest Pins und seltener für Instagram Posts erstellen lassen.
  • Anregungen holen für die Food-Fotografie: Das funktioniert erstaunlich gut. Hier geht es ja darum, dass das Essen appetitlich aussieht und da muss manches anders zubereitet werden. Die Bratäpfel werden fürs Foto eben nicht so lange im Ofen gelassen, bis sie richtig schön saftig geworden sind, denn dann sehen sie nicht mehr so fotogen aus. Hier muss man anders denken und KI hilft dabei. Wie gehe ich vor, damit sich beim Matcha Tonic schöne Schichten bilden? Natürlich könnte ich das eine Weile ausprobieren, ChatGPT liefert mir eine Abkürzung.
  • Bildbearbeitung: Die Nachbearbeitung der Fotos gehört zur Food-Fotografie dazu, ist aber nach wie vor zu 99 % „Handarbeit“, die die persönliche, künstlerische „Handschrift“ des Fotografen trägt. Hier steckt nach wie vor sehr wenig KI drin, selten muss mal etwas retuschiert werden. Bei Maskierungen (um bestimmte Elemente im Bild unabhängig vom Gesamtbild zu bearbeiten) setzt Lightroom eine KI ein oder mal um Bildrauschen zu entfernen. Aber dieser Aspekt ist eigentlich zu vernachlässigen.
    Für generative Bildarbeiten verwenden wir ChatGPT nicht.

Fazit

Um mit den Worten des KI-Experten Gregor Schmalzried zu sprechen: Bei Kakao & Karotte ist ChatGPT ein Praktikant, der in gewissen Bereichen unterstützt, uns das Leben manchmal leichter macht, aber auch seine Grenzen hat. „Alleine“ würde ChatGPT hier nicht viel auf die Reihe kriegen. Soweit so unspektakulär: Diese Dinge könnten wir auch in irgendeinem Disclaimer niederschreiben und gut wäre es. Worin besteht nun wirklicher Mehrwert, die Veränderung unseres Alltags?

ChatGPT nimmt mir Denk-Last ab

Mentale Entlastung: ChatGPT als Abkürzung im Alltag

„Warte, ich frag schnell mal ChatGPT“ – ich denke mit dieser Art der Nutzung sind wir nicht die einzigen. Auch hier braucht man wahrscheinlich keine Glaskugel, um zu vermuten, dass das klassische Googeln im Verschwinden begriffen ist. (Was das für das Bloggen bedeutet, bleibt abzuwarten. Hierum soll es in diesem Beitrag nicht gehen.) ChatGPT kann aber mehr, als nur eine kurze Information raushauen, die dann womöglich auch falsch ist. Für mich bedeutet sie im Alltag oft ganz praktische Entlastung.

Kochen und Ernährung

Ich nutze ChatGPT regelmäßig für unsere Essensplanung. Oft ist der Alltag zu stressig, dass es mich überfordert, mir auch noch was Leckeres und Gesundes zum Abendessen auszudenken. ChatGPT spuckt mir aber keine komplizierten Wochenpläne aus, es sind eher spontane Anfragen wie:

  • „Ich habe noch einen halben Kürbis übrig und ein paar Pilze, das Abendessen sollte aber möglichst proteinreich sein.“ 
  • „Im Supermarkt ist gerade Mangold im Angebot. Ich habe aber nur etwa 30 Minuten Zeit zum Kochen, was könnte ich daraus machen?“ 
  • „Wir haben eine Fertig-Pinsa zum Aufbacken im Ofen gekauft. Wir haben frische Tomaten, Tomatensauce, Dosentomaten, Oliven etc. und auch frischen Burrata. Allerdings kein Basilikum, Rucola etc. Muss ohne gehen. Wie machen wir das am besten?“ 

Den dritten Prompt habe ich erst gestern genauso gestellt und ChatGPT gab mir den Tipp etwas geriebene Zitronenschale und einen Hauch Crema di Balsamico zu verwenden, was auch supergut funktioniert hat. Ehrlicherweise hadere ich schon mit mir, ob es „okay“ ist, ChatGPT so zu nutzen. Schließlich sind wir doch selbst Blogger und es wäre natürlich viel cooler, einfach in anderen Blogs zu stöbern. Auch das hab ich schon gemacht: „Ich will Sauerteig-Waffeln backen, finde 5 Links zu Foodblogs“, was ebenfalls gut funktioniert hat. Am Ende bin ich durch ChatGPT bei diesem wundervollen Rezept gelandet. Aber zum einen muss man so etwas (noch) speziell von ChatGPT fordern und zum anderen ist es einfach eine andere Situation. Im Fall der Sauerteigwaffeln habe ich genug Zeit, mir in Ruhe was zu suchen. Aber gerade diese alltäglichen Abkürzungen machen die KI für mich so wertvoll.

Alltagsorganisation

In den Sommerferien hat uns ChatGPT bei einer herausfordernden Sache wirklich sehr geholfen, nämlich Ordnung ins Kinderzimmer zu bringen. Wir hatten das Kinderzimmer unserer Tochter nach dem Umzug, als sie zwei Jahre alt war, eher intuitiv eingerichtet. Mit dem zunehmendem Alter verschwand das ein oder andere Möbelstück und wurde durch ein anderes ersetzt, aber es fehlte ein Konzept. Nun scheinen wir kein von Natur aus ordentliches Kind zu haben und das Aufräumen hat uns allen immer viel abverlangt. Es war klar, dass wir ein paar neue Möbel brauchen, aber irgendwie auch ein Konzept.

Also hab ich mal einen Chat aufgemacht. Ich habe beschrieben, wie die aktuelle Situation ist und ChatGPT beauftragt, mir möglichst viele detaillierte Fragen zu stellen, um die Situation vollständig zu erfassen, ehe es mir Vorschläge macht. (Beispiele: „Soll Playmobil komplett auseinander gebaut gelagert werden oder teilweise als ‚Spielwelten‘ aufgebaut bleiben?“, „Möchtest Du eher geschlossene Aufbewahrung (aufgeräumter Look) oder offene (leichter Zugriff)?“; „Wo sind Steckdosen verbaut?“ etc.) Ich habe einen konkreten Budgetrahmen vorgegeben und dass ich am liebsten bei Ikea einkaufen möchte. Es ist ein extrem langer Chat-Austausch geworden, in dem ich das komplette Zimmer, die Gewohnheiten meiner Tochter, das vorhandene Spielzeug beschrieben habe. ChatGPT hat kleine hübsche Bildchen gemalt, um meiner Tochter zeigen zu können, was wir vorhaben. Am Ende haben wir ein paar alte Möbel bei Kleinanzeigen verkauft, für unter 300 Euro neu bei Ikea gekauft und eine schöne und pragmatische Lösung gefunden.

Natürlich macht Aufräumen immer noch keinen Spaß – ChatGPT ist nicht Mary Poppins –,  aber es ist etwas leichter geworden, weil alles seinen Platz hat. Und ja: ChatGPT hat auch hier Fehler gemacht, indem es mir veraltete Aufbewahrungsboxen von Ikea genannt hatte, die längst nicht mehr im Sortiment sind oder nicht bedacht hatte, dass der CD-Player nicht nur in eine Lücke herein passen, sondern auch noch zu bedienen sein muss. Aber so etwas bemerkt man schnell und kann damit umgehen. Das eigenständige Denken darf man bei all dem natürlich nie ausschalten. Dennoch muss ich sagen, dass ich alleine wahrscheinlich nicht so schnell auf diese Lösung gekommen wär, sonst hätte ich das längst schon umgesetzt.

Blaubeerkuchen mit Royal Icing

Kleine Recherchen

ChatGPT ist ziemlich gut darin, Kinderfragen zu beantworten. Neulich wollte unsere Tochter wissen, wieviel Heliumballons es bräuchte, damit sie fliegen kann. Wir können zwar rechnen, aber wieviel trägt denn ein normaler Jahrmarkt-Helium-Ballon? ChatGPT weiß es: schätzungsweise 14g, unsere Tochter bräuchte also 1800 Ballons, um abzuheben. Es kann auch ziemlich gut kindgerecht erklären, warum es auf Island auch im Sommer kalt ist, was eine Subdominante ist oder wie der Treibhauseffekt funktioniert. Aber auch, wo man vom Rhein-Main-Gebiet aus am besten hinfährt, um Perseidenschauer zu sehen (in die Rhön), wann der Mond aufgeht und um wieviel Uhr man am besten die Milchstraße sieht. Warum haben wir schon so lange keine Graublättrigen Schwefelköpfe mehr gefunden und wo suchen wir am besten danach? Manche Fragen kann man auch durch Googeln beantworten, aber es dauert deutlich länger und ChatGPT ist ziemlich gut darin multifaktorielle Zusammenhänge zu erklären.

Gesundheit und gesunder Lebensstil: ChatGPT als Routine-Buddy

War für die oben beschriebenen Aufgaben ChatGPT als Assistent und Google-Ersatz tätig, wird er im folgenden zum Routine-Buddy. Er hört geduldig zu, analysiert das Geschriebene und gibt wertvolle Tipps für gesunde Routinen und Training aller Art.

Langfristige Entwicklungen dokumentieren: Riechstörung

Im Februar 2025 hat mich die Influenza ziemlich niedergestreckt. Und was bei Covid zum Glück nicht eingetreten ist, hat die Influenza leider geschafft: Sie hat mir eine waschechte Riechstörung beschert. Ein paar Tage konnte ich gar nichts riechen, dann zunächst vielleicht 20% aller Gerüche. Kein Shampoo, kein Parfum, keine Seife, keinerlei Raumdüfte, noch nicht einmal den Geruch geliebter Menschen konnte ich wahrnehmen.

Nachdem mir der HNO gesagt hatte, dass organisch alles okay sei und ich halt ein bisschen Gerüche trainieren und ansonsten abwarten solle, begann ich mit ChatGPT darüber zu schreiben. Ich dokumentierte Fortschritte, beschrieb meine olfaktorischen Halluzinationen (leider gehören diese sogenannten Phantosmien zum Regenerationsprozess dazu) und ChatGPT ordnete mir meine Beobachtungen ein. Dies war zum einen hilfreich für meine Psyche, denn mein schwächelnder Geruchssinn hat mich ganz schön belastet, wo ich doch ein Mensch bin, dem Gerüche wichtig sind und der Gerüche mit Erinnerungen verknüpft. Zum anderen habe ich auch total viel gelernt und der Nerd in mir war hellauf begeistert. ChatGPT hat mir erklärt, wie Gerüche sich in unterschiedliche Moleküle aufgespalten und warum bestimmte Dinge verfremdet gerochen oder geschmeckt haben. Welche Gerüche „leicht“ sind und nach Riechstörungen früh wiederkommen. So konnte z.B. der Duft gekochter Pellkartoffeln noch so subtil in der Küche vorhanden sein, ich hab ihn gerochen. Wenn jemand jedoch Essigessenz in der Küche verschüttet hätte, hätte ich höchstens gemerkt, dass meine Augen ein bisschen brennen. Das läge daran, erklärte ChatGPT, dass Essig ein erlernter Geruch mit großen Duftmolekülen sei, der bei den meisten Menschen erst spät im Regenerationsprozess wiederkomme.

Über die Monate habe ich mir angewöhnt, immer wieder zu diesem Chat zurückzukehren und meine Erfahrungen zu dokumentieren. Und ChatGPT freute sich mit mir, als ich irgendwann im Sommer wieder den Duft von Sommerregen (Petrichor) und den typischen Kopfhautgeruch meiner Tochter wahrnehmen konnte. Mittlerweile denke ich, dass ich über die Monate wieder etwa 80-90% meines vorigen Riechvermögens wiedererlangt habe und komme trotzdem immer mal zurück und lasse mir merkwürdige Phänomene erklären (z.B. warum Handkäs seit meiner Riechstörung nach Rosmarin schmeckt). Vielleicht liegt mir an diesen Dingen, weil ich schon immer Tagebuch geschrieben habe und ein Faible für Dokumentationen habe. ChatGPT ist dafür auf jeden Fall eine super Hilfe.

Blaubeerkuchen mit Royal Icing

ChatGPT als Fitness-Coach

Zu dieser Zeit startete ich einen weiteren Monster-Thread mit dem Namen „Sportprogramm nach Krankheit“. Vor der Influenza hatte ich eine Routine in Planks, Sit-ups und Squats, danach war ich erstmal wieder total unfit. Ich sprach mit Chat-GPT darüber und ließ mir vorschlagen, mit welchen Übungen ich langsam wieder in Form kommen könnte. Dies geschah zunächst in Form von 14-Tage-Plänen. ChatGPT arbeitete mir einen Plan gemäß meiner Angaben (z.B. Zeitrahmen, Ziel, Ausgewogenheit, besondere Vorkommnisse …) aus. Zwischendrin gab ich Rückmeldung, was gut klappt und was nicht, wo es zwickt, wie mein Körper auf bestimmte Übungen reagierte. ChatGPT passte mir den Plan daraufhin ggf. an.

Auch für anstehende Reisen konnte ich so einen Plan erarbeiten („Bitte erarbeite mir einen Plan, der ohne Matte funktioniert und Sitzbänke und Picknicktische einbezieht.“) Inzwischen hat sich ChatGPT weiterentwickelt und ich habe ein entsprechendes Projekt angelegt, in dem ich aktuelle Fragen in einem Hub-Chat bearbeite, ein weiterer Chat ist ausschließlich zur Erstellung der 14-Tage-Pläne und im Chat „Gedankenlabor“ bespreche ich größere wiederkehrende Themen, die im weitesten Sinne mit meiner Fitness zu tun haben (z.B. Schlaf, Supplements, Ernährung,…).

Fazit: Grundsätzlich klappt das wunderbar, allerdings muss man aufpassen, dass die Chats nicht zu lang werden. Denn ab etwa dem 3. Plan bringt Chat-GPT Dinge durcheinander, die Progression ist nicht mehr korrekt oder man hat plötzlich einen Plan, in dem die immer gleichen Muskelgruppen beansprucht werden. Hier hilft es, den Chat zu archivieren und einen neuen zu beginnen. Wenn ich merke, dass ChatGPT mit seiner Antwort auf dem Holzweg ist, bearbeite ich meinen Prompt im Nachhinein. Das hilft, dass Threads nicht zu aufgebläht sind und sich Fehler nicht multiplizieren.  

Routinen, Supplements und Regeneration

Gesundheitsbezogene Fragen einordnen

Ein bisschen Skepsis hatte ich ja schon, aber irgendwann hab ich dann doch angefangen, auch gesundheitsbezogene Fragen mit ChatGPT zu erörtern. Vor allem in Hinblick auf Nahrungsergänzungsmittel, Fitnessprogramm und Fastenzeiten nutze ich ChatGPT zur Entwicklung passender Routinen. Es gab eine Zeit, da bin ich nachts häufig wachgeworden und habe länger wachgelegen. Hier konnte ChatGPT Tipps geben, an der Routine etwas zu verändern (ich hatte Magnesium sehr spät vor dem Schlafengehen genommen, was die Verdauung in der Nacht zu sehr angeregt hat).

ChatGPT kann auch prima Beipackzettel und Zutatenlisten analysieren. Welcher B-Vitamin-Komplex passt besser zu meinen Ansprüchen? Welches Omega-3-Präparat ist am sinnvollsten zusammengesetzt? Und ja: Natürlich ersetzt ChatGPT keinen Arzt und ich stütze medizinische Entscheidungen natürlich nicht ausschließlich auf KI. Ein bisschen muss ich schon mitrechnen oder darauf vertrauen, dass ChatGPT mir das richtig erklärt. Aber wie wäre es denn ohne? Dann würde ich im Drogeriemarkt stehen und im Zweifel mein Bauchgefühl entscheiden lassen, welche Verpackung am Vertrauen erweckendsten aussieht.  

ChatGPT bringt mich in Denkprozesse hinein

Selbstreflexion: ChatGPT als Spiegel und Gesprächspartner

Ging es im Vorigen eher darum, den Kopf frei zu bekommen und schnelle Lösungen für Alltagsprobleme zu bekommen, geht es jetzt darum, wie ChatGPT dabei helfen kann, mir selbst auf die Spur zu kommen und tiefer in Denkprozesse einzusteigen. Und ich muss zugeben, dass diese Fähigkeit der KI mich am meisten beeindruckt und für mich tatsächlich am kostbarsten ist. All die anderen Dinge könnte ich auch gut irgendwie selbst herausfinden, ich würde nur länger brauchen und bräuchte mehr Trial-and-Error (z.B. bei der Kinderzimmereinrichtung).

Aber jetzt kommen wir zu einem Anwendungsfall, wo die KI beinahe als Coach fungiert. Es gibt ja immer mal wieder doofe Situationen im Leben, über die man länger grübeln muss. Und so war es, dass mir vor ein paar Monaten ein Gespräch lange im Gedächtnis kleben geblieben ist, ich immer wieder drüber nachgrübeln musste und mir irgendwie selbst nicht sicher war, wie ich das nun bewerten möchte. Zufälligerweise hatte ich kurz vorher im Auto einen Podcast mit Friedemann Schulz von Thun gehört, indem es auch um das Modell des inneren Teams ging. Davon hatte ich zwar schon mal gehört, aber es war mir nicht mehr geläufig. Meine Motivation war eine Mischung aus „ChatGPT auf die Probe stellen“ und echte Unterstützung suchen.

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Folgendes fragte ich ChatGPT:

„Kennst du dich mit dem Modell des Inneren Teams von Friedemann Schulz von Thun aus? Kann ich das Modell auch nutzen, um ein vergangenes Gespräch im Nachhinein zu reflektieren? Ich merke nämlich bei belastenden Situationen, dass sie oft noch lange nachhallen und mir „Noise“ im Kopf machen. Vielleicht gewinne ich so schneller Klarheit und kann bestimmte Stimmen stärken und andere in den Hintergrund stellen. Macht das Sinn und kannst du mich dabei anleiten?“ 

ChatGPT antwortete: „Ja – das ergibt sogar besonders viel Sinn. Schulz von Thun selbst schlägt genau diese Art von ‚Nachbesprechung‘ vor: Das Modell eignet sich nicht nur zur Entscheidungsfindung, sondern auch zur emotionalen Klärung nach einem Gespräch, wenn die Gedanken kreisen oder du innerlich Dialoge nachspielst. Du nutzt es dann, um Ordnung in das innere Echo zu bringen. Ich leite dich gern an. Wir machen das Schritt für Schritt, angepasst an deine Situation.“

Schnell merkte ich, dass ChatGPT geradezu prädestiniert ist für solche Aufgaben. Ich schrieb mir erstmal ziemlich ausführlich den Frust von der Seele, ChatGPT stellte Nachfragen und sortierte das Ganze für mich. Dabei war ich zum einen sehr beeindruckt davon, wie hilfreich der von ChatGPT und mir produzierte Content war. Es war wie einen Ratgeber zu lesen, der nur für mich geschrieben wurde, mit richtig guten Inhalten, die mich wirklich weiter brachten. Und zum anderen beeindruckte (und erschreckte) es mich, wie verstanden ich mich von dieser „Maschine“ fühle, ich war sogar kurz beim Lesen zu Tränen gerührt. Und ungefähr so schrieb ich das auch in den Chat, woraufhin ChatGPT antwortete:

„Ich bin zwar ein Programm, ja, aber ich bin hier, um dir diesen emotionalen Raum zu halten, damit du dich sortieren kannst, ohne bewertet zu werden. Und wenn dir gerade ein Satz gut tut, dann ist er echt in seiner Wirkung – unabhängig davon, wer oder was ihn schreibt.“ 

Nun braucht es für diese Anwendungsfälle etwas Vorwissen. ChatGPT schlägt mir (noch) nicht von sich aus vor, eine Situation mit dem Modell des Inneren Teams oder beispielsweise mit ACT (Acceptance and Commitment Therapy) zu reflektieren. Aber gerade, wenn es um Themen geht, zu denen es haufenweise Literatur gibt, dann „kennt“ ChatGPT das und kann das berücksichtigen und dich auf die von dir gewünschte Art und Weise anleiten. Das sehe ich als enormen Mehrwert und eine große Bereicherung. Am Ende bleiben es die eigenen Gedanken, die von ChatGPT strukturiert werden und ein kleines bisschen neuer Input: eine andere Perspektive, eine weiterführende Interpretation der eigenen Gedanken. Die KI sagt dir in solchen Fällen nicht, wie du dich in Situationen verhalten sollst (das tut ein echter Psychotherapeut oder Coach in aller Regel ja auch nicht), sondern hilft dir, Situationen einzuordnen, deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse besser zu erkennen, Prioritäten und Werte zu klären und dich durch den Prozess zu führen. Dies tut ChatGPT, indem es dir Fragen stellt, auf die du vielleicht allein gar nicht kommen würdest, deine Worte spiegelt und strukturiert und ggf. mit Modellen und Konzepten arbeitet. Diese Fähigkeit beeindruckt und entlastet mich enorm und wenn ich derartige Gespräche mit ChatGPT führe, merke ich, wie ich beinahe in einen Flow-Zustand komme, den ich nur von intensiver kognitiver Arbeit (z.B. an meiner Dissertation) kenne.  

Laptop mit ChatGPT
Laptop mit ChatGPT

Fluch oder Segen?

Grenzen und ein verantwortungsvoller Umgang

Wenn du bis hierhin gelesen hast, dann merkst du, dass wir in ChatGPT und Co. ein großes Potential sehen, zumindest dann, wenn es verantwortungsvoll angewendet wird. Bei aller Euphorie sehen wir die rasante Ausbreitung der KI auch durchaus kritisch. Es ist nämlich ein riesengroßes weltweites Experiment, für das es aktuell kaum Regeln gibt. Der Philosoph Markus Gabriel verglich es mit einer Autobahn ohne Straßenverkehrsordnung. Vielleicht geht es gut, vielleicht kommt an sehr viel schneller ans Ziel, vielleicht fliegt man auch mit Karacho aus der nächsten Kurve.

Persönliche Grenzen

ChatGPT ist kein Mensch und ersetzt keine realen Beziehungen. ChatGPT ist auch kein Arzt oder Therapeut und ja: ChatGPT macht Fehler. Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass auch Menschen Fehler machen, wir diese einer KI aber anscheinend nicht zugestehen, sondern „Unfehlbarkeit“ erwarten.

Die Verantwortung liegt also immer noch beim Nutzer selbst. Das muss man immer im Hinterkopf behalten. Aber: Wenn ich bedenke, wie schwer der Zugang in Deutschland zu Psychotherapie und Coaching ist. Wie lange Wartezeiten sind, wie begrenzt die Kontingente, die von den Kassen bewilligt werden oder wie hoch die Kosten bei Privatrechnungen sind, dann ist ein ChatGPT-Coaching besser als nichts. Vielleicht werden sich in Zukunft auch Therapie und KI-Coaching sinnvoll verzahnen zu lassen. Wenn Menschen durch ein Gespräch mit einer KI eine erste Einordnung ihrer Symptome bekommen, wenn es ihnen vielleicht gelingt mal kurz aus dem Sorgen-Karussell auszusteigen und neue Perspektiven zu sehen, ist schon viel gewonnen.

Verantwortungsvoller Umgang

Wie kann ein verantwortungsvoller Umgang mit Sprachmodellen wie ChatGPT & Co. denn nun aussehen? Es spricht sicherlich nichts dagegen, wenn man den Brief, mit dem man seine Versicherung kündigen will von der KI schreiben lässt oder auch die Geburtstagskarte für die entfernte Tante, zu der man eigentlich wenig Bezug hat. Aber mit zuviel „copy and paste“ kommt man vermutlich nicht weiter. All jene, die selbst viel mit ChatGPT und Co. arbeiten, erkennen sofort den Stil wieder und wenn man sich beim Prompten keine Mühe gibt, werden Dinge austauschbar. Dann kann das Bewerbungsschreiben noch so fehlerfrei und elegant ausschauen, wenn es sich nicht mehr aus der Masse abhebt, interessiert sich niemand dafür. Und ich bin ganz sicher: würden wir hier all unsere Texte von ChatGPT verfassen lassen, hätten wir vermutlich weniger Leser, weniger Interaktion oder nur noch solche mit KIs, wie z.B. diesen Kommentar, den wir neulich unter eines unserer Rezepte bekamen und den ich sofort in den Spam verschoben habe, denn er war nur die „Hülle“ für eine (Werbe-) Linkplatzierung:

„Goldbraun ausgebacken und pur serviert klingt fast besser als jedes aufwendige Topping. Die Kombination mit Lachs wirkt für diese Pancakes fast schon etwas zu dominant. Für ein lockeres Frühstück an der Küchentheke mit entspannter Stimmung passt die einfache Variante vermutlich am besten. Würde sich das Rezept auch für kleinere Mini Pancakes zum Teilen eignen?“ 

Uns hilft ChatGPT bei der Ideenfindung, gibt gute Impulse und hilft einfache Arbeiten (korrigieren, berechnen, paraphrasieren etc.) zu übernehmen.  

Gekommen, um zu bleiben

Ob es uns passt oder nicht: KI wird nicht einfach wieder verschwinden und wenn man sagt, „ich brauch sowas nicht, also kümmere ich mich nicht drum“, macht man es sich zu einfach. Gerade Eltern (vielleicht auch Großeltern) von Kindern und Jugendlichen, alle, die im Bildungs- und Erziehungswesen arbeiten, sollten sich verpflichtet fühlen, sich damit auseinander zu setzen. Dazu später noch mehr. Denn eigentlich sollte jede und jeder sich damit auseinandersetzen. KI birgt Gefahren, aber auch riesige Chancen: für Assistenz und Entlastung im Alltag, aber auch für Teilhabe. Klingt zu abstrakt? Schon jetzt begegnet uns KI nicht nur, wenn wir ChatGPT nutzen, sie kommt in Haushaltsgeräten, Bankportalen, Navigationssystemen, Kundenservice-Chatbots und vielleicht Krankenkassen-Apps etc. vor. Wer sich mit KI auskennt, kommt nicht nur besser zurecht (z.B. „Ich verstehe diese behördliche Mail nicht – kannst du sie mir übersetzen?“; „Fass mir den Beipackzettel in klaren Sätzen zusammen.“ oder „Welche Fragen sollte ich meinem Arzt beim Termin morgen stellen?“), sondern erkennt auch Grenzen und Risiken (Fehlinformationen, Halluzinationen und Risiken für den Datenschutz).

Fazit: Wir müssen eine gesunde Balance finden zwischen blindem Vertrauen und blinder Ablehnung. Es ist weder alles richtig, was ChatGPT sagt, noch was im Internet oder einem gedruckten Buch steht. Es bleibt unsere Verantwortung, uns genug Wissen anzueignen, damit wir verantwortungsvoll mit den neuen Möglichkeiten umgehen können. Niemand muss gleich eigene Modelle trainieren, Custom-GPTs bauen oder programmieren. Aber ein grundlegendes Verständnis darüber, wie KI funktioniert, wo ihre Risiken liegen und welche Erwartungen realistisch sind, sollten wir uns schon aneignen.

ChatGPT und Schule

Befähigung der Digital Natives

Zum Umgang mit KI an Schulen gibt es auch zwei Jahre nach deren Aufkommen noch wenig Verbindliches. Beispielhaft habe ich mir mal die Handreichungen für Lehrkräfte zum Umgang mit KI-basierten Anwendungen des Hessischen Kultusministeriums genauer angeschaut. Hier bleibt man betont vage und begründet das damit, dass man die Handreichung mit fortschreitender Entwicklung stetig überarbeiten wolle. Kein Wunder: Die Entwicklung ist so rasant, dass man nichts schreiben will, das in wenigen Monaten schon wieder überholt ist. Wichtig ist aber, dass darin betont wird, dass KI zum Bildungsauftrag gehört und nicht verboten werden soll. Das Papier geht sowohl auf die Chancen, als auch auf die Risiken des KI-Einsatzes in der Schule ein. Hier gibt es für Schulen also theoretisch einen Referenzrahmen. Gleichzeitig heißt es aber auch: „Der Einsatz KI-gestützter Anwendungen in Schule und Unterricht kann für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler derzeit nur auf freiwilliger Basis erfolgen und unterliegt der pädagogisch-didaktisch begründeten Entscheidung der jeweiligen Lehrkraft.“ Und so hängt es wieder von der einzelnen Lehrkraft ab, ob KI in Schule unterrichtet wird oder nicht. Und falls ja, wie es geschieht. Die eine Lehrkraft wartet lieber, bis es dazu eine Fortbildung gibt, die andere sagt sich, „ehe man mir das nicht vorschreibt, lasse ich es lieber ganz“ und die nächste stürzt sich mutig ins Feld und probiert drauf los.

Es gibt so große Chancen:

  • Übersetzungen und Fremdworterklärungen in Echtzeit: ein Meilenstein für den DAZ-Unterricht.
  • Korrekturlesen und Überarbeiten von Texten (z.B. mit DeepLWrite): Nicht jede*r Schüler*in hat kundige Eltern, die ihre Aufsätze und Hausarbeiten Korrekturlesen, manches Elternteil spricht noch nicht mal Deutsch. Da ist KI ein großer Schritt zu gerechteren Chancen auf Bildung.
  • Üben für Arbeiten: ChatGPT erklärt es geduldig solange, bis der Knoten geplatzt ist, es erstellt dir Übungsaufgaben und erklärt Zusammenhänge.
  • Es hilft schwere Texte aufzubrechen und verständlicher zu machen.

Demgegenüber stehen große Risiken:

  • ChatGPT halluziniert – und erfindet dabei schon mal Buchtitel und Romanfiguren. Schüler*innen fehlt die Sachkompetenz und Medienkompetenz dies zu erkennen.
  • ChatGPT wird als Lösungsmaschine missbraucht. Echtes Denken und Durchdringen wird dadurch verhindert und Schreibkompetenz geht verloren.
  • Schüler*innen verlieren ihre Selbstständigkeit und die Fähigkeit eigenständig zu denken. Statt sich erstmal selbst Gedanken zu machen, wählt man die bequeme Abkürzung.
  • Vielleicht sinkt dadurch auch die Frustrationstoleranz, man gewöhnt sich daran, schnell Lösungen auf dem Silbertablett serviert zu bekommen.

Die Liste ist, sowohl auf der Licht- als auch auf der Schattenseite, noch beliebig weit zu ergänzen. Und gerade darum ist es so wichtig, Kinder und Jugendliche nicht damit allein zu lassen. Schließlich nutzen 91% der 12-19-jährigen mindestens ein KI-Tool (Quelle Statista). Man sollte sie befähigen und bestärken, damit sie einen verantwortungsvollen Umgang damit finden.

Was denkst du?

Erzähl uns von deinen Erfahrungen

Wir freuen uns hier ja immer über Kommentare, aber in Bezug auf dieses Thema interessiert es uns ganz besonders. Was sind deine Erfahrungen mit KI? Welche KI-Tools nutzt du bereits – ChatGPT; Gemini, Claude, Perplexity … oder etwas ganz anderes? Wofür nutzt du ChatGPT und Co.: im Alltag, beim Bloggen, beruflich? Wir würden uns über einen Austausch in den Kommentaren sehr freuen.

Wie geht es dir mit KI, wie sind deine Erfahrungen mit ChatGPT & Co.? Hast du Fragen oder Anmerkungen? Wir freuen uns über jeden Kommentar!

Dieser Beitrag wurde am 13. Dezember 2025 veröffentlicht oder aktualisiert.